Vermögensanlage in chaotischen Zeiten

Kapitalanleger haben einige turbulente Monate hinter sich – und wohl auch noch vor sich. Die durch Donald Trump verursachten Marktturbulenzen waren in ihrer Geschwindigkeit und in ihrem Ausmaß historisch und führten zur stärksten 3-Tages-Marktreaktion des S&P 500 Index seit dem Börsencrash von 1987. Marktteilnehmer hatten eine moderatere Gangart im Zollstreit erwartet und wurden durch die Maximalforderungen aus den USA aufgeschreckt. Was bei einem Immobiliendeal in New York funktionieren mag, ist auf der Weltbühne eher kontraproduktiv – insbesondere für die Glaubwürdigkeit der Amerikaner. Der Anführer der freien Welt zeigt sich als egoistischer Akteur, der das Recht des Stärkeren durchzusetzen versucht. Im Kern geht es Trump wohl im Wesentlichen um Macht und Ressourcen.

Zusammengefasst: Die gefühlt in die Enge getriebene Weltmacht USA wehrt sich gegen fast die ganze Welt und insbesondere gegen China als Rivalen. Für die Kapitalmärkte kann sich im globalen Zollchaos „Deal-by-Deal“ aber durchaus etwas zum Positiven verändern. Jeder dieser Deals nimmt Unsicherheit und schafft, zumindest gefühlt, wieder mehr Planbarkeit. Dies wären gute Nachrichten, die die Märkte unbedingt brauchen. Bei länger anhaltenden Unsicherheiten kann sich diese Hoffnung auf Besserung aber schnell auch wieder zerschlagen, wie erste Quartalsberichte von Unternehmen erahnen lassen. Die Wahrscheinlichkeit, dass Gewinnprognosen für das laufende Geschäftsjahr zurückgenommen werden, steigt. Unsicherheit ist Gift für Unternehmen, Verbraucher und Kapitalmärkte – das sollte auch Donald Trump wissen. Die Wahrscheinlichkeit für eine Rezession in den USA steigt jedenfalls stetig, was global denkende Kapitalanleger zunehmend über eine strategische Reduzierung ihrer Aktienanlagen in den USA – mitunter zu Gunsten Europas – nachdenken lässt. Derzeit scheint also, je nach Anlagehorizont, „Risikoappetit“ und Renditeerwartung, eine moderat defensivere Haltung gefragt. Erhöhte Liquidität, festverzinsliche Anlagen und Gold als verlässlicher Anker stehen bei vielen Anlegern nach wie vor hoch im Kurs. Aber selbstverständlich auch Aktien – so viel wie das Risikobudget es in einer derartigen Marktphase eben zulässt.